2S31 ist eine russische 120-mm Selbstfahrlafette auf dem Chassis des BMP-3 Schützenpanzers, die in der Stadt Perm in den Motowilichinskije sawody entwickelt wurde. Zuerst wurde die 2S31 auf der Ausstellung IDEX-97 in den Vereinigten Arabischen Emiraten vorgestellt, danach kamen u. a. Ausstellungen auf der „Expo Ejercito-2006“, „Eurosatory 2008“ oder auf der „Internationalen Maschinenbauausstellung-2010“ in Schukowski, in der Nähe Moskaus. Entwickelt wurde die Selbstfahrlafette um Soldaten, Artillerie, Mörserbatterien, Raketenwerfer, gepanzerte Ziele, sonstige feindliche Stellungen und Kommandopunkte, bis zu einer Reichweite von 13 km, zu bekämpfen. Die 2S31 ist u. a. automatisch in der Lage, den Beschuss zu korrigieren, Ziele Tag und Nacht zu verfolgen und den Beschuss mit kurzer Reaktionszeit aus befestigten und getarnten Stellungen zu führen.
Nach dem erfolgreichen Einsatz der Selbstfahrlafette 2S9 der sowjetischen Luftlandetruppen während des Krieges in Afghanistan (1979–1989), erkannte die Führung des Verteidigungsministeriums der Sowjetunion die Notwendigkeit der weiteren Ausweitung einer vergleichbaren Waffengattung innerhalb des sowjetischen Heeres. Daraufhin wurde eine Reihe von Konstruktionsarbeiten zur Thematik einer Installation der 2A51-Kanone auf das Chassis eines Fahrzeugs für das Heer erläutert.[1]:47 Als Basis für die Kanone waren mehrere Varianten im Gespräch, u. a. die der 2S1, BMP-1 oder auch der 2S23 (auf der BTR-80-Basis).[2]
In den 1980er-Jahren begannen die Arbeiten, dessen Ziel es war, eine automatisierte 120-mm-Kanone auf Selbstfahrlafette zu entwickeln. Die neue Selbstfahrlafette mit Kanone erhielt die Bezeichnung 2S31 und wurde in den Motowilichinskije sawody entwickelt, unter der wissenschaftlichen Leitung des „Zentralen Instituts für Feinmechanik“. Neue Geschosse mit erhöhter Sprengkraft wurden vom Rüstungsunternehmen „Wissenschaftliche Produktionsvereinigung (Basalt)“ entwickelt. Im Jahr 1995 wurden zwei Prototypen hergestellt[3] und im darauf folgenden Jahr auf der Ausstellung IDEX-97 vorgestellt. Im Jahr 2007 bestand die Selbstfahrlafette 2S31 die Feldtests unter Aufsicht des Verteidigungsministeriums und im Jahr 2010 wurde das erste Baulos dem russischen Heer übergeben.[4]
Der Hauptunterschied zu Selbstfahrlafetten der vorherigen Nona-Generation liegt in der zusätzlichen Recheneinheit u. a. des Zielerfassungssystems der Kanone. Das System erlaubt es, Zielinformationen zu empfangen und zu verarbeiten und den Gefechtszustand der ganzen Selbstfahrlafette zu überwachen. Die nötige Information wird auf einem Monitor des Kommandanten angezeigt. In der „Memory-Funktion“ sind Informationen bezüglich der Position der Selbstfahrlafette auf dem Schlachtfeld, Richtungswinkel und Winkelgrade der Kanone gespeichert. Der Kommandant verfügt des Weiteren über einen Computer, mit dessen Hilfe er die Zielkoordinaten für die Kanone eingeben kann. Danach übernimmt die Arbeit die Recheneinheit des Zielerfassungssystems, das u. a. das richtige Geschoss auswählt. Den Rest übernimmt der horizontale Anvisierungsmechanismus des Turms und der vertikale Anvisierungsmechanismus der Kanone. Die Recheneinheit ist im Stande, Informationen zu 30 Zielen gleichzeitig zu speichern und zu verarbeiten.
Für die Verringerung der Reaktionszeit der Selbstfahrlafette für den Beschuss, haben der Richt- und Ladeschütze Bildschirme mit Eingabemöglichkeiten mit den nötigen Informationen, auf denen die nötigen Zielerfassungsparameter und die nötigen Geschosse zu sehen sind. Zu den bereits erwähnten Recheneinheiten kommen Systeme der Zielkorrektur auf Gyroskopenbasis, GPS/GLONASS-Navigationsmodule und ein Barometer mit Höhenmeter, für die Überwachung der Umgebung u. a. im Gebirge. Durch den Einsatz der Rechensysteme ist die 2S31 in der Lage, neue und nicht programmierte Ziele bereits nach 20 Sekunden zu erfassen.[5]:13
Die 2S31-Selbstfahrlafette verfügt über ein gepanzertes Chassis, auf dem ein Turm mit der Kanone angebracht ist. Der Kommandant bzw. Richtschütze haben dank Videoüberwachung volle Rundumsicht. Die Anvisierung der Kanone erfolgt mithilfe spezieller Zielerfassungs- und Zielverfolgungssysteme, die nach einem Schuss die Kanone erneut auf das gleiche Ziel anvisieren können. Es besteht auch die Möglichkeit, Geschosse durch eine Luke von außen in den Turm zu laden. Auf der rechten Seite im Turm ist der Platz des Kommandanten, auf dessen Seite sich auch das 7,62-mm-PKTM-Maschinengewehr befindet. Der horizontale Schwenkbereich des Turmes ist begrenzt und beträgt nach jeder Seite 90°.[1]:60 ff
Die Hauptbewaffnung stellt die kombinierte 120-mm-Kanone „2A80“ mit Drall dar, die auch die Eigenschaften einer Haubitze und eines Mörsers vereint. Somit lassen sich u. a. alle Arten Mörsergranaten Kaliber 120-mm (auch aus nicht sowjetischer bzw. russischer Produktion) abfeuern. Des Weiteren können Mörsergranaten mit Drall verwendet werden, aber auch Geschosse früherer Generationen, die u. a. in 2B16, 2S9 oder 2S23 zum Einsatz kamen. Ebenso lassen sich die Präzisionsgeschosse Kitolow und Gran verschießen. Um beim Abfeuern eine Vergasung der Besatzungsräume durch freiwerdende Gase des Geschosses zu verhindern, verfügt der Lauf über ein Durchlüftungssystem. Die Geschosswirkung der 2S31 soll Artilleriegeschossen im Kaliber 152-155-mm ähneln. Insgesamt befinden sich 70 Geschosse in der Selbstfahrlafette 2S31, dessen Teile sich im mechanisierten Ladungsmechanismus im Turm befinden. Als Sekundärbewaffnung dient das 7,62-mm-PKTM-Maschinengewehr.[6]
Beispielhaft können folgende Geschossarten in der Selbstfahrlafette 2S31 verwendet werden:[7][8][9][10]
Um die Umgebung zu beobachten und Ziele anvisieren zu können, verfügt der Kommandant über ein lasergestütztes Visier mit Entfernungsmesser „1Д22С“, das mit einem elektronischen Infrarotvisier „1П51“ gekoppelt ist. Beide Systeme können die Informationen in das bordeigene Computersystem übermitteln. Das lasergestützte Visier koordiniert die Anpeilung mit präzisionsgelenkten Geschossen, in einer Reichweite zwischen 300 und 7000 Metern, und korrigiert die Kanonenstellung in der direkten Sicht zwischen 0,12 bis 20 km. Der Richtschütze ist u. a. zusätzlich mit einem Visiersystem „1П50“ mit Panoramafunktion ausgerüstet.[11]
Die Kommunikation mit anderen Armeeeinheiten ist durch die Funkstelle „Р-163-50У Arbalet“ gewährleistet. Der Funkempfänger arbeitet auf einer UKW-Frequenz und trägt zu einer stabilen Funkverbindung mit gleichartigen Empfängern, bis zu einer Reichweite von 20 km und in Abhängigkeit von der Höhe der Antenne beider Radiosender, bei.[12]
Um sich gegen feindliche Ziele zu verteidigen, verfügt die 2S31 Selbstfahrlafette über das Schtora-1-System, welches drahtgelenkte Raketen, lasergelenkte Waffen und Laserentfernungsmesser stört. Zum System gehören 12 81-mm Vorrichtungen für Rauchgranaten.[1]:61
In der 2S31 Selbstfahrlafette ist ein V-10-Viertaktmotor mit Dieseltreibstoff „UTD-29“ mit 10 Zylindern und einer Zylinderanordnung im Winkel von 144° installiert. Die Leistung beträgt 450 PS. Der Motor kann neben Dieselkraftstoff auch mit Kerosin und Benzin betrieben werden. Die Kraftübertragung erfolgt durch ein mechanisches Umlaufrädergetriebe mit 4 Vorwärts- und 2 Rückwärtsgängen. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt vorwärts 72 km/h und rückwärts 21 km/h. Die Selbstfahrlafette ist schwimmfähig und verfügt über Wasserstrahler.[5]:50
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