Der FCM 36 war ein von der Firma Forges et Chantiers de la Méditerranée gebauter seinerzeit moderner leichter französischer Infanterie-Panzer des Zweiten Weltkrieges, der kurz vor dem Krieg entwickelt worden war. Mit einer Besatzung von nur zwei Mann und einer kurzen 3,7-cm-Kanone war er einigen deutschen Panzertypen dieser Zeit jedoch konzeptionell und technologisch bereits bei seiner Einführung im Februar 1939 unterlegen.
FCM 36 | |
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![]() FCM 36 im Musée des Blindés in Saumur | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 2 (Kommandant, Fahrer) |
Länge | 4,46 m |
Breite | 2,14 m |
Höhe | 2,20 m |
Masse | 12,2 Tonnen |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | 40 mm |
Hauptbewaffnung | 37-mm-Kanone SA18 |
Sekundärbewaffnung | MG MAC-31 Kaliber 7,5 × 54 mm |
Beweglichkeit | |
Antrieb | Dieselmotor Berliet-Ricardo 67 kW /91 PS |
Federung | Blattfeder |
Geschwindigkeit | 24 km/h |
Leistung/Gewicht | 5,5 kW/t (7,5 PS/t) |
Reichweite | 225 km |
Die politische Entwicklung in Deutschland hatte auch Einfluss auf die Rüstungspolitik in den benachbarten Staaten. Auch wenn Frankreich ein numerisch weit überlegenes Heer hatte, stammte doch die Ausrüstung zu einem nicht unerheblichen Teil noch aus dem Ersten Weltkrieg und es war offensichtlich, dass der in größter Stückzahl vorhandene FT-17 einen modernen Nachfolger benötigte. Die Technik hatte seit seiner Entwicklung erhebliche Fortschritte gemacht und dies spiegelte sich auch in modernen Panzerentwürfen der anderen Länder wieder.
Die Firma Hotchkiss nutzte die politische Situation und schlug der französischen Armee vor einen neuen kostengünstigen und in großen Mengen produzierten leichten Infanterie-Panzer als Ersatz für den FT-17 zu bauen. Daraufhin erfolgte eine Ausschreibung an die gesamte französische Industrie für ein solches neues Panzermodell. Letztlich wurden von vier Entwürfen drei tatsächlich eingeführt, der Hotchkiss H-35, der Renault R-35 und der FCM-36.
Die Serienproduktion lief zwischen dem 2. Mai 1938 und dem 13. März 1939 mit 100 Fahrzeugen bezeichnet als Char légere Modell 1936 FCM bzw. FCM 36. Da das Fahrzeug in der Herstellung zu kostenintensiv war, wurde die Fertigung danach nicht mehr weitergeführt.
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg hatte FCM in La Seyne-sur-Mer bei Toulon mit der Herstellung von gepanzerten Fahrzeugen Erfahrungen gesammelt. So wurden 1921 die riesigen FCM 2C gebaut. Die mit einer Stückzahl von 10 und einem bei Kriegsbeginn veralteten Konzept eines Mehrturmpanzers keinen Einfluss auf das Kriegsgeschehen hatten. Auch an der Entwicklungsarbeit für den später von Renault gebauten Typen B1 hatte man sich beteiligt. Der Ingenieur Bourdot von FCM, steuerte für diesen Entwurf einige Anregungen zur Aufhängung des Fahrwerks bei.
In der neuen Ausschreibung von 1933 lieferte Bourdot einen sehr modernen Entwurf ab, der die technischen Möglichkeiten der Werft im Bereich des Elektroschweißens ausnutzte. Im März 1934 wurde ein Holzmodell präsentiert und am 2. April 1935 ein mit zwei Maschinengewehren bewaffneter Prototyp. Da FCM kein grundsätzlich auf Rüstung ausgerichtetes Unternehmen war, hatte man dort keine Möglichkeit das Fahrzeug zu erproben. Die Commission de Vincennes, die für die Prüfung neuer Typen verantwortlich war, fand sowohl die neue abgewinkelte und geschweißte Panzerung als auch die Verwendung eines Dieselmotors, wegen des geringeren Kraftstoffverbrauchs, gut.
Die Tests liefen bis zum 9. Juni 1935 und aufgrund einiger mechanischer Probleme fiel es der Kommission schwer, das Fahrzeug zu bewerten. Außerdem war das Fahrzeug mit seinen 10.168 kg etwas schwerer, als die in den Spezifikationen angegebenen 9 Tonnen.
Nach den ersten Tests wurde das Fahrzeug zurück zu FCM geschickt. Die Mängel des Tests wurden angegangen, der Entwurf vollständig überarbeitet, mit einer leichteren Wanne, modifiziertem Turm, Änderungen an Laufwerksaufhängung und Ketten. Die Abdeckung des Motorraums wurde nun aufgeschraubt, damit er zur Wartung geöffnet werden konnte. Vom 10. September bis zum 23. Oktober ging das überarbeitete Fahrzeug nochmal zur Prüfungskommission. Nochmal musste die Federung des Kettenlaufwerk nachgebessert werden. Vom 19. Dezember bis zum 14. Mai 1936 lief die finale Erprobung, die die Forderung einer um 10mm auf 40mm verstärkten Panzerung brachte, was durch Aufschweißen einer 10mm Stahlplatte erreicht wurde.
Die Remilitarisierung des Rheinlandes durch das Deutsche Reich führte zu einem Auftrag über 100 Fahrzeuge noch vor der endgültigen Freigabe.
Letztlich erfolgte die Präsentation bei der Kommission für die Ausrüstung der Infanterie, die am 9. Juli den FCM-Entwurf als Vergleichssieger der Ausschreibung bestimmte. Wofür nicht zuletzt die erfolgreiche Prüfung zur Dichtigkeit gegen Kampfgasen am 17. Juni 1936, die nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges für die Kommission viel Bedeutung hatte, entscheidend war.
Als die Armee bei FCM zwei weitere Bestellungen über je 100 Fahrzeuge platzieren wollte, wurden diese von FCM abgelehnt, sofern der bisher gezahlte Preis nicht verdoppelt würde.
Die geschweißte, rautenförmige 40 mm Panzerung war seiner Zeit weit voraus, der 8,5 ltr-Vierzylinder 91 PS - Dieselmotor von Berliet-Ricardo half dabei das Risiko von Fahrzeugbränden zu verringern. Der Kraftstoffvorrat von 200 l reichte für 16 Betriebsstunden beziehungsweise 230 km Marsch auf der Straße, was eine Verdoppelung der damals für diese Fahrzeugklasse üblichen Leistungsparameter darstellt.[1][2]
Die Schwachpunkte des FCM waren am Ende überwiegend konzeptionsbedingt, also auf der Ausschreibung beruhend. Die Hauptbewaffnung, eine 37mm-Kanone SA 18, war eine Entwicklung des Jahres 1918 und war 1939 für die Bekämpfung von Panzern ungeeignet[3]. Die simple Umrüstung auf die 3,7-cm Kanone SA 38 scheiterte daran, dass der geschweißte Turm dem Rückstoß nicht stand hielt. Weiterhin verfügten die Fahrzeuge nicht über Funk und der Kommandant war mit der Bedienung der Kanone im Kampf derart beschäftigt, dass es praktisch unmöglich war den Überblick über das Kampfgeschehen zu behalten und dem Fahrer Anweisungen zu geben.
Trotz dieser Mängel und hoher Verluste wird der FCM 36 im Vergleich der leichten, französischen Panzer im Jahr 1940 als bester Panzer bewertet. Ein wichtiger Punkt für diese Einschätzung war, dass – anders als bei den anderen leichten Typen – mehr Platz für die Besatzung und eine Luke auf der Turmrückseite vorhanden waren[4].
Die französische Armee rüstete zwei Bataillone mit diesem Panzertypen aus:
Das „4e Bataillon de Chars de Combat (BCC)“ und das „7e BCC“, die jeweils 45 Fahrzeuge erhielten und je einen aktiven Kampfverband mit 36 Fahrzeugen bildeten[5]. Die restlichen 10 FCM 36 dienten zu Ausbildungs- und Erprobungszwecken beziehungsweise stellten die Reserve für diese Verbände dar.
Bekannt wurde der FCM 36[6] durch den Gegenangriff des „7e BCC“ (Reserve der französischen 2. Armee) am 14. Mai 1940 bei Bulson nahe Sedan gegen die Panzerspitze Guderians, die kurz zuvor bei Sedan die Maas überschritten hatte. Der Vorstoß der 1. Panzerdivision und des Regiment Großdeutschland (XIX. Panzer Korps) sollte vom „7e BCC“ aufgehalten werden. Die gewinkelte und damit starke Panzerung der FCM 36 war für die deutschen Panzergeschütze bei normaler Kampfentfernung ein Problem. Die vergleichsweise geringere Panzerung der deutschen Panzer, konnten die Besatzungen des FCM 36 mit ihrer kurzen und schwächeren 3,7-cm-SA 18 jedoch ebenfalls nicht gut bekämpfen. So kam es letztlich zu einem Nahkampf, bei dem deutlich wurde, dass der FCM 36 nicht gegen die deutschen Panzer III bestehen konnte. Von 36 französischen Panzern des „7e BCC“, die am Angriff teilnahmen, gingen an diesem Tag 26 verloren. Der französische Gegenangriff brach zusammen.
Das ebenfalls mit FCM 36 ausgerüstete „4e BCC“ wurde in den folgenden Tagen in die Gefechte um Stonne verwickelt und erlitt ebenfalls große Verluste.
Die Wehrmacht erbeutete 37 FCM 36 und benutzten die Bezeichnung Panzerkampfwagen FCM 737 (f). Nachdem im Mai und Juni 1940 einige improvisiert eingesetzt worden waren, fanden diese keine reguläre Verwendung in den Panzerverbänden der Wehrmacht und wurden eingelagert.
FCM 36[7] | |
0Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | zwei Soldaten |
Gefechtsgewicht | 12,2 t |
Bodendruck | 0,75 kg/cm² |
Länge | 4,47 m |
Breite | 2,14 m |
Höhe | 2,21 m |
Bodenfreiheit | 36 cm |
Kettenbreite | 32 cm |
0Bewaffnung | |
Hauptbewaffnung | 37-mm-Kanone L/21 |
Sekundärbewaffnung | 1 × MG |
Kampfbeladung HW | 102 Geschosse |
Kampfbeladung MG | 3000 Schuss |
0Fahrleistung | |
Motor | Berliet-Vierzylinder-Dieselmotor |
Kühlung | Wasser |
Hubraum | 8,4 l |
Bohrung / Hub | 130/160 mm |
maximale Drehzahl | 1550/min |
Leistung | 67 kW (91 PS) |
Motoreffektivität | 8,0 kW/l (10,4 PS/l) |
Leistungsgewicht | 5,5 kW/t (7,5 PS/t) |
Getriebe | Fünf Vorwärtsgänge, ein Rückwärtsgang |
Höchstgeschwindigkeit Straße | 24 km/h |
Kraftstoffvorrat | 260 l |
Reichweite Straße | 230 km |
Reichweite Gelände | 140 km |
Lenkung | Lenkbremsen |
Laufrollen | 8 |
Federung | Schraubenfedern |
Watfähigkeit | 80 cm |
0Panzerung | |
Wannenbug | 25 bis 40 mm |
Wannenseite | 20 mm |
Wannenheck | 20 mm |
Wannendach | 15 mm |
Wannenboden | 13 mm |
Turmfront | 40 mm |
Turmseite | 40 mm |
Turmheck | 40 mm |
Turmdach | 14 mm |
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Panzer |
Kavallerie Panzer: AMR 33 • AMR 35 • AMC 34 • AMC 35 • Renault ZT • Hotchkiss H-35 • Hotchkiss H-39 • Somua S-35 |
Gepanzerte Fahrzeuge (Spähfahrzeuge / Infanterieschlepper) |
Infanterieschlepper: Lorraine 37L • Lorraine VBCP • Renault UE Chenillette
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Halb- und Vollkettenschlepper (ungepanzert) |
Citroën-Kégresse Halbkettenfahrzeuge • Citroën-Kégresse P7bis • Citroën-Kégresse P10 • Citroën-Kégresse P14 • Citroën-Kégresse P15N • Citroën-Kégresse P17 • Citroën-Kégresse P19 • Citroën-Kégresse P107 • Renault 36R • SOMUA MCG • SOMUA MCJ • SOMUA MCL • Unic P107 • Unic TU1 |
Geländefahrzeuge |
Berliet VPR • Berliet VPB • Berliet VPDT • Berliet VPDS • Berliet VUDB4 • Berliet VURB2 • Citroën W 15 T • Hotchkiss W 15 R • Hotchkiss W 15 T • Laffly V 15 R • Laffly V 15 T • Laffly S 15 R • Laffly S 15 T • Laffly S 20 TL • Laffly S 25 T • Laffly S 35 T • Laffly S 45 T • Latil M7T1 • Latil M7TZ • Latil M2TZ • Latil M2TL6 • Latil KTL • Latil TARH • Latil M7Z • Lorraine 24/58 • Lorraine 28 • Lorraine 72 • Lorraine 75 • Lorraine VLTT • Latil TL • Renault AHD • Renault MH • Renault OX |
Lastkraftwagen |
Citroën 23 • Citroën 32 • Citroën 45 • Renault 1 1/2t • Renault AGR • Renault YF • Matford F917WS • Panhard 5t • Panhard K116 Armeé • Latil M2B1 • Latil FB6 • Peugeot DK5 • Bernard 6xX • Renault 6xX • Willeme 6xX |
Personenkraftwagen |
Citroën 11CV • Citroën 15CV • Citroën C4-G • Citroën C6 • Hotchkiss 680 • Peugeot 202 • Renault Primaquatre • Peugeot 402B • Renault Viva Grand Sport • Renault Vivastella • Simca 5 • Simca 8 |
Motorräder |
Gnome&Rhone D.5.A. 1938 • Gnome&Rhone AX2 1938 • Gnome&Rhone 750 Armée • Monet-Goyon L5A1 1935 • Renet Gillet G.1 1937 • Terrot VA 1934 • Motobecane B1V2 1940 • Peugeot P53 1939 • Peugeot 135 1939 • Terrot RDA 1939 • Terrot RGMA 1939 |